Vertrauen
Je intensiver wir Kräften und Energien ausgesetzt sind, die uns fordern und viel abverlangen, desto bedeutungsvoller wird die Frage nach stärkenden Ressourcen. Was steht mir in Zeiten der Unsicherheit zur Verfügung, um mein Vertrauen aufrecht zu erhalten ? Auf was kann ich mich beziehen und worauf zurückbesinnen, wenn ich verunsichert bin ? Habe ich Zugang zu inneren Kraftquellen, wenn ich „im Außen“ meine, nichts mehr bewirken zu können ? Die Erfahrung unserer Begrenztheit, Berührbarkeit und Verletzlichkeit kann als Krise empfunden werden. Möglicherweise fühlen wir uns ohnmächtig und verlieren die Hoffnung, etwas verändern zu können.
Eine solche Krise birgt jedoch die Chance, genauer hinzuschauen, Möglichkeiten für die eigene Entwicklung und Veränderung zu erforschen und sich für das „spirituelle Potenzial“ zu öffnen. Denn hier ruht die Gewissheit, kraft unserer Geisteshaltung immer etwas bewirken zu können. Auch wenn es nur die allerkleinste Schraube ist, an der wir drehen können – wohin wir uns ausrichten, bleibt eine Entscheidung, die wir zu jedem Zeitpunkt ändern können. So lehrt uns Achtsamkeit, auch ersteinmal innezuhalten statt reflexartig zu bewerten oder zu urteilen. Dadurch ensteht in uns ein Raum der Freiheit aus dem heraus wir besonnen agieren können. Durch das Innehalten gewinnen wir auch Abstand zu unseren Gedanken, wir lernen sie zu beobachten und bewusster auf Dinge zu lenken, die uns guttun.
So können wir uns am Tag ganz bewusst einige Momente zur Stärkung unseres Vertrauens vornehmen. Wie wäre es, den Tag morgens bewusster zu beginnen und bevor wir ins Außen gehen, nach innen zu schauen, uns über einige Atemzüge am offenen Fenster zu stärken, die frische Luft zu inhalieren, in Ruhe einen Tee zu genießen. Wir können uns ein Wort wählen, das uns den Tag über begleitet, es aufschreiben und es bei uns tragen. Wie lautet deine persönliche Ausrichtung heute ? Stärkung, Verständnis, Vertrauen ? Dies braucht keine zusätzliche Zeit sondern nur die Entscheidung, die Dinge bewusst und achtsam zu vollziehen. Je gestärkter wir in den Tag starten, umso besser können wir für Andere und all unsere Aufgaben da sein.
Vertrauen ist auch durch die Natur erfahrbar. Sie ist ein spürbar kraftvolles Feld, das uns einlädt, unsere eigene Begrenztheit zu überwinden und eine Bestandskraft zu erleben, die in ihrem ständigen Wandel Verlässlichkeit vermittelt. Die Prinzipien dieser höheren Ordnung, die sich jedem Verstand entziehen und pure Lebenskraft bedeuten, versprühen gerade jetzt im Frühling ein Versprechen, auf das wir uns beziehen können. Aufbruch, Erneuerung, Blüten, Zweige, Knospen, – zu diesem Zauber haben wir jederzeit Zugang – auch und ganz besonders in für uns schwierigen Zeiten. Die Natur bietet einen Raum und Rahmen des Vertrauens, geduldig und genügsam lädt sie uns immer wieder ein-zu Verbundenheit und Teilhabe. Was für ein Geschenk.
So können wir auch auf den Sonnenauf – und untergang vertrauen und den Übergang in den Abend mit einem kleinen Ritual bewusst gestalten – Abstand von allen Reizen im Außen nehmen, für schöne Beleuchtung und eine friedliche Atmosphäre sorgen, bei einer Tasse Tee innehalten und Stille erfahren. Dadurch eröffnen wir uns selbst einen Raum der Ruhe. Ein Tagebuch kann unterstützend wirken, um Dankbarkeit für all das was da – und keinesfalls selbstverständlich – ist, zu stärken. Wer mag, kann auch zu folgenden Fragen reflektieren – Was löst Vertrauen in mir aus ? Wer oder was stärkt mein Vertrauen ? Wer braucht mein Vertrauen ?